Direkt zum Inhalt

9. März 1952 – 4. Oktober 2025

Anette Mönich ist tot. Die Nachricht von ihrem Tod hat Bestürzung und Trauer ausgelöst. Anette war durch und durch politische Aktivisten und setzte sich in Frankfurt, vor allem im Stadtteil Bockenheim, für eine soziale Stadt, eine solidarische Gesellschaft und bezahlbaren Wohnraum ein.

Im Stadtteil anpacken und die Dinge ändern: Das war Anettes Devise. Schon als Jugendliche war sie in Darmstadt in der Stadtteilarbeit engagiert, kam dann nach Frankfurt und erlebte das »rote Jahrzehnt«. Zeitweise war sie im Kommunistischen Bund Westdeutschlands, ihr beruflicher Werdegang führte sie in die Welt der Alternativbetriebe. Sie arbeitete bei Caro-Druck im Ökohaus, jenem kuriosen KBW-Erbe, wo in der Druckerei jahrzehntelang die taz gedruckt wurde.

Der Kampf um eine Stadt für alle lag ihr am Herzen. Sie wirkte im Bockenheimer Stadtteilbüro mit, im Verein Initiative Zukunft Bockenheim und war an Gründung und Aufbau der ada_kantine als niedrigschwelliger Stadtteilkantine federführend beteiligt.

Anette Mönich (1952-2025)

Anette war eine der ersten, die die Zukunft des alten Bockenheimer Universitätscampus nach dem Anfang der 2000er Jahre angekündigten Wegzug der Uni-Institute als politisch drängende Frage erkannte. Dabei setzte sie sich nicht nur dafür ein, die Geschichte des Campus als Ortes sichtbar zu machen, sondern war auch eine der ersten, die die enorme architektonische Qualität insbesondere der Bauten Ferdinand Kramers auf dem Bockenheimer Campus thematisierte. Beim letztlich erfolglosen Kampf um eine gemeinwohlorientierte Nutzung des Philosophicums mischte sie ebenso mit wie beim glücklicherweise erfolgreichen Kampf dagegen, den Campus zu einer toten Büro-Stadt umzuplanen. Ab 2009 organisierte sie maßgeblich den Protest gegen den Rahmenplan von 2006, der in Bockenheims Herz ein Investorenquartier pflanzen wollte und den Abriss aller Bestandsgebäude vorsah.

Und Anette gehörte zu jenen, die sich bereits in einer sehr frühen Phase für den Erhalt des Studierendenhauses nach dem Auszug des AStA einsetzten. Zu jenen Zeiten hieß es noch, das neue Studierendenhaus werde 2014 stehen. Es steht bis heute nicht. Doch die Zukunft des Bockenheimer Studierendenhauses, dieses unwahrscheinlichen Raumes der Selbstorganisation und der demokratischen Öffentlichkeit, ist inzwischen in halbwegs trockenen Tüchern: Nach dem Auszug des AStA, darauf hat sich die Stadtpolitik verständigt, soll hier ein selbstverwaltetes soziokulturelles Zentrum – das Offene Haus der Kulturen – entstehen. Das ist auch Anette zu verdanken.

Dabei war Anette immer zugewandt, energisch, anpackend und von einer einnehmenden Freundlichkeit. Anette hat gezeigt, was es bedeutet, Solidarität zu leben und andere mitzureißen. Sie wird fehlen.