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Auf einer Mülltonne steht "Feminist Strike, smash the Patriarchy!"

Bericht über den feministischen Kampftag in Frankfurt am 8. März 2025

Unter strahlend blauem Himmel und Sonnenschein versammelten sich am 8. März 2025 ca. 3000 Menschen anlässlich des feministischen Kampftages am Römer in Frankfurt. Das schöne Wetter konnte jedoch nicht über den Ernst der Lage hinwegtäuschen. Die Redebeiträge mit unterschiedlichen Schwerpunkten machten immer wieder deutlich: Die rechtspopulistische und -autoritäre Politik, die sich derzeit in Deutschland und vielen anderen Ländern der Welt Bahn schlägt, geht einher mit einem Rückfall in traditionelle Rollenbilder und insbesondere autoritäre Vorstellungen von Männlichkeit. Dieser antifeministische Backlash hat vor allem zwei gewichtige Konsequenzen für feministische Anliegen. 

Zum einen wird es schwieriger, feministischen Forderungen, wie der nach gleichem Lohn oder körperlicher Selbstbestimmung bei Schwangerschaftsabbrüchen, Gehör zu verschaffen und diese durchzusetzen. Die Aufrechterhaltung der Ausbeutung durch unbezahlte Care-Arbeit und das Absprechen von Selbstbestimmung gehören zu den Voraussetzungen für den Erhalt patriarchaler Machtverhältnisse. Das krampfhafte Festhalten an patriarchaler Macht hat darüber hinaus nicht selten brutale Folgen. Fast jeden Tag wird eine Frau von ihrem (Ex-)Partner ermordet. Die Anzahl solcher Gewalttaten steigt seit Jahren und doch werden diese immer noch als »Beziehungstaten« abgetan, anstatt das strukturelle Problem patriarchaler Gewalt dahinter zu benennen. 

Zum anderen bedeutet der antifeministische Backlash aber auch, dass all jene, die nicht in das »traditionelle« Geschlechter- und Familienbild passen (wollen), zum Feindbild gemacht werden und zunehmenden Anfeindungen ausgesetzt sind. Insbesondere Trans- und non-binäre sowie homosexuelle Personen sind zunehmend von Anfeindungen und ebenfalls ansteigender Gewalt betroffen.

Wer rechtspopulistische und faschistoide Kräfte unterstützt, unterstützt also nicht nur Rassismus, Antisemitismus und die Zerstörung der Demokratie und sozialer Sicherungssysteme, sondern auch patriarchale Unterdrückung und Gewalt. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass weder der antifaschistische Kampf ohne den feministischen noch der feministische Kampf ohne den antifaschistischen auskommt. Das brachte auch das Motto der diesjährigen Demo auf den Punkt: Feminismus heißt Antifaschismus! 

Viele der Redner*innen hoben immer wieder hervor, dass es dafür eine ständige politische Praxis braucht. Es reicht nicht, einmal im Jahr »Happy International Women’s Day« in die Instagram-Story zu packen, sich für die von FLINTA*1 geleistete Care-Arbeit zu bedanken und gelegentlich zu erwähnen, dass es immer noch einen Gender-Pay-Gap gibt. 

Der 8. März hat eine revolutionäre und kämpferische Tradition und steht stellvertretend für langanhaltende feministische Kämpfe. Er entstand Anfang des 20. Jahrhunderts aus der sozialistischen Bewegung und dem Kampf für das Frauenwahlrecht. 1917 spielte er eine wichtige Rolle für die Russische Revolution, als es zu großen Streiks unter den Arbeiterinnen kam, die seit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges meist allein für ihre Familien sorgen mussten. Aus den Forderungen nach mehr Lohn und dem Achtstundentag wurde schnell die Forderung, den autoritär herrschenden Zaren zu stürzen, was in den folgenden Tagen zusammen mit den Arbeitern in die Tat umgesetzt wurde. 

Während des Nationalsozialismus wurde der 8. März in Deutschland trotz des Verbots jeglicher sozialistischer und feministischer Organisationen begangen. Man traf sich im engen Familien- und Freund*innenkreis oder es wurden rote Wäsche aufgehängt und illegale Flugblätter verteilt. Der 8. März steht also in der Tradition von revolutionärer Aktion und Widerstand.

Heute sind die Lebensumstände und damit die feministischen Forderungen andere. Es geht mehr um die Sichtbarkeit und Sicherheit von queeren Menschen, die Verschränkung verschiedener Unterdrückungsmechanismen und die Kritik an einem sich als progressiv gebenden Neoliberalismus, der emanzipatorische Anliegen in sich aufnimmt und vermarktlicht. Gerade angesichts des antifeministischen Backlash, der den Feminismus zunehmend in die Defensive drängt, ist es wichtig, dass die Wut auf die Straße getragen und zusammen feministisch und antifaschistisch gekämpft wird – nicht nur am 8. März, sondern auch an den restlichen Tagen des Jahres. Die Redebeiträge auf der Demo hatten also ganz recht als sie forderten: Feminismus muss wieder zu einer Gefahr für die bestehenden Machtverhältnisse werden. 

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    Der Begriff „FLINTA*“ ist eine Abkürzung für Frauen, Lesben, Inter-, Trans- und Agender-Personen.