Editorial
Das Überwintern ist vorbei, die Temperaturen steigen unaufhaltsam an. In dieser Zeitung reichen die Themen über den aktivistischen Kampf bis hin zur Frage, was genau die »Letzte Generation« bedeutet. Es werden Kontinuitäten sichtbar, zwischen vergangen letzten Generationen und heute; die Zukunft erscheint ungewiss, bedrohlich, nicht existent.
Die Wirtschaft ist das Rad, welches nicht zerschlagen werden darf. Man spricht von Vernunft, und einer Unvernunft derer, die aufmerksam auf das machen, was verdrängt wird: die Klimakrise. Mehrere Autor*innen befassen sich mit Klima-Aktivismus und der Frage danach, wer die richtigen Adressat*innen dieses sind. Von der Politik geht eine neoliberale Bedrohung aus, sie stellt sich vermeintlich auf die Seite der Arbeiter*innen, kriminalisiert Aktivismus und verschleiert so ihr Versagen.
Auch an unserer Universität wird diese Bedrohung deutlich, wie der Artikel »Wir, End-Fossil: Occupy!, besetz(t)en die Goethe-Uni« darstellt. Neoliberale Bildungspraktiken verwehren uns Räume zur Entfaltung eines kritischen Bewusstseins.
»die vollends aufgeklärte Erde strahlt im Zeichen des triumphalen Unheils«1
Derartigen Aneignungsversuchen wird dabei oft ein Verständnis von Wissenschaft entgegengesetzt, das auf eine vermeintlich »neutrale« Wissenschaftsfreiheit rekurriert. Wie sehr sich das Gerede von »ideologiefreier« Wissenschaft selbst als ideologisch entpuppt, zeigte sich auch an der kürzlich veranstalteten Konferenz, bei der auf Einladung von Susanne Schröter unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Kritik Ressentiments gegen Migration debattiert wurden. Es zeigt sich also: Wir müssen um kritische Wissenschaft kämpfen. Darum hat der AStA eine Gegenkonferenz organisiert.
Es gab schon viele letzte Generationen und es wird wahrscheinlich noch einige geben. Lasst uns nicht die letzte sein, die Zeitzeug*innen zuhört, »[…]ein Vergessen verhindern kann und das Erstarken einer neuen Rechten zu stoppen vermag« (Zitat aus dem Artikel »Wer war Reza Goldmann«).
Eure Redaktion
-
1
Max Horkheimer und Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. In: Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften Band 3. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1997, S. 19